Beschreibung
Die medizinisch wirksamen Hauptbestandteile der Süßholzwurzel sind Glycyrrhizin, ein Gemisch aus K- und Ca- Salzen der Glycyrrhizinsäure, dem Diglucuronid der 18-?-Glycyrrhetinsäure, sowie nahe Verwandte der Triterpene wie Soyasaponin I und II, sowie Glabrinsäure und Oleanolsäurederivate. Ferner enthält die Süßholzwurzel Flavonoide, darunter Liquiritin, das Glucosid des Chalconderivates Isoliquiritigenin und weitere Chalcone. Auch Isoflavone, wie Formononetin, oder auch Sterine, Cumarine und höhere Alkohole sind nachgewiesen (Kommentar zur PH. EUR.NT 1998). Die Wirkung ist expectorierend, antiphliogistisch, spasmolytisch und mineralcorticoidartig. Insbesondere in der Kombination mit Ammoniumchlorid und Anisöl wird Süßholzwurzelextrakt zu Salmiakpastillen verarbeitet. Dieses heute als „traditionell angewendetes Arzneimittel zur Schleimlösung im Bereich der Atemwege“ wurde bereits in Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis von 1925 beschrieben.
Die medizinische Wirkung der Süßholzwurzeln war schon in der Antike bekannt. Die Ägypter des Altertums schätzten Lakritze sehr und kannten ein Lakritzegetränk namens Mai sus. Theophrastos von Eresos, der um 350 v. Chr. lebte, schätzte Lakritze als Heilmittel gegen Husten und als Durstlöscher. Es soll daher zur Standardausrüstung der römischen Soldaten gezählt haben. Tim Richardson weist in seiner Geschichte der Süßigkeiten daraufhin, dass auch französische und türkische Soldaten im Ersten Weltkrieg Lakritze im Marschgepäck hatten.
In Mitteleuropa kennt man Lakritze als Heilmittel seit dem Mittelalter. In Großbritannien wurden Lakritztaler zu therapeutischen Zwecken hergestellt. Erst 1760 setzte ein Apotheker namens George Dunhill der Lakritze Zucker zu, so dass sie von da an als Süßigkeit verzehrt wurde. Auch heute wird Lakritze in der westlichen Medizin bei Husten und Magengeschwüren eingesetzt. In der chinesischen Medizin ist Lakritze nach wie vor ein Standardheilmittel. Es wird dort als Tonikum für das Herz eingesetzt sowie bei Geschwüren, Erkältungen und Hautunreinheiten verwendet.
Lakritze besitzt auch krampflösende Wirkung, wofür das Aglycon Liquiritigenin verantwortlich ist. Es bildet sich beim Trocknen der Wurzel teilweise spontan. Im Februar 2005 wurde entdeckt, dass Lakritz Herpesviren bekämpfen kann. Der Süßholzzucker blockiert die Produktion eines Virusproteins, das normalerweise die Entdeckung des Erregers durch die Zelle verhindert. Ohne dieses Protein bemerken die Zellen den Eindringling und leiten ihren eigenen Tod ein. Die dafür nötige Dosis ist allerdings viel zu hoch, um durch normalen (gesundheitlich unbedenklichen) Lakritzkonsum erreicht zu werden. Die Entdeckung des die Herpesviren enttarnenden Effektes wurde nicht am lebenden Menschen, sondern an Zellkulturen gemacht.
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.